Eastern & Oriental-Express Bangkok-Kuala Lumpur
Zum ersten Mal mussten wir einen sogenannten VISA-RUN machen. Unser Visum ist für 90 Tage gültig. Nach Ablauf dieser Zeit muss man das Land verlassen und darf – wenn man dies vorher bestellte und bezahlte – noch einmal für weitere 90 Tage in Thailand einreisen. An sich eine unproblematische Angelegenheit.
Wir nahmen diesen Umstand zum Anlass eine Reise nach Kuala Lumpur (Malaysia) mit dem Luxuszug EASTERN&ORIENTAL-EXPRESS zu unternehmen. Er ist bekannt als der eleganteste Zug Südostasiens. In harmonischer Kombination mit asiatischen Materialien, Motiven und Elementen entstand eine einzigartige Mischung aus Nostalgie, Exotik und Eleganz. Die Waggons stammen aus Neuseeland und wurden in Singapur mit großem Aufwand umgebaut und restauriert.
Wir lieben ja Reisen in solchen Nostalgie-Zügen. Siehe auch E&O 2003 und ROVOS in Südafrika 2008. Die Reise buchten wir bereits in der Schweiz. (www.studienreisen.ch ) nachdem wir unseren „Basler Max“ in Kroatien auch dazu überredeten.
Am 23. Januar trafen wir uns mit Max und Pat im Bahnhof Hua Lampong in Bangkok. Da wir frühzeitig aus Hua Hin am Bahnhof ankamen, blieb uns noch etwas Zeit um das Leben im Bahnhof fotografisch einzufangen. Treffpunkt E&O-Lounge zum Einchecken. Hilfsbereit nahmen Hostessen Wünsche entgegen und besorgten auch die Bestellung für den Hoteltransfer in Kuala Lumpur. Nach dem freundlichen Empfang und der Abwicklung aller notwendigen Formalitäten blieb Zeit unsere Mitreisenden zu mustern, ja sogar erste Kontakte an zu bahnen.
Kurz vor 17.00 Uhr begab sich die ganze Reisegesellschaft – etwa 90 Personen – zu unserem Zug. Dieser stand abfahrbereit auf dem letzten Bahnsteig. In der 7,8 m2 grossen Kabine mit eigener Dusche/WC war bereits das beim einchecken abgegebene Gepäck . Im Gegensatz zu unserer ersten Reise 2003 mit dem E&O- Express buchten wir dieses Mal die etwas grössere „State Cabin“ mit nebeneinander liegenden Betten. Das Interieur, eine Kombination europäischer Jugendstilelemente mit fernöstlichem Chic, wurde mit viel Feingefühl gestaltet. Orchidee zieren den Nachttisch, dazu frische Früchte.
Pünktlich 17.50 Uhr setzt sich die vielbeachtete Zugskomposition in Bewegung Richtung River Kwai/Kanchanaburi. Langsam ratterten wir aus dem Bahnhof über Weichen, Schienen und vorbei an andern Zügen. Diesen ersten Eindruck erlebten wir natürlich im Aussichtswagen am Ende unseres Zuges.
Beim Einchecken äusserten wir den Wunsch, unser Dinner in der ersten Essens-Schicht ein zu nehmen. Diese begann dann jeden Tag pünktlich 18.45 Uhr. Über den Zugslautsprecher wurde zu Tisch gebeten. Alle Gäste in eleganter Garderobe. Was nun der Chefkoch im Speisewagen an Köstlichkeiten auftischte, liess jedes Gourmet-Herz höher schlagen. Wirklich alles vom Feinsten und frisch zubereitet in der engen Küche des Speisewagens.
Nach einem solchen mehrgängigen Mal, traf man sich im Salonwagen zum Digestif oder Champagner und den Klavierklängen des Pianisten – bis es Zeit für den Rückzug in die eigene Kabine wurde.
Im ersten frühen Morgengrauen erreichten wir die Station WANG PHO. Wir sind im Gebiet, das im 2. Weltkrieg mit den schrecklichsten japanischen Kriegsverbrechen in Verbindung steht – dem Bau der DEATH RAILWAY - einer Bahnstrecke der Thailand – Burma – Eisenbahn.
Dazu etwas Geschichte: Von Juni 1942 bis Oktober 1943 wurden Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene unter unsäglichen Bedingungen gezwungen diese Bahnstrecke zu bauen. Dabei verloren über 94.000 asiatische Zwangsarbeiter und etwa 14.000 alliierte Kriegsgefangene ihr Leben. Die gefährlichsten und tödlichsten Baustellen waren die Brücken und Viadukte. Sie waren zu Beginn reine Holzkonstruktionen. Der Hauptanteil der Arbeit wurde mit bloßen Händen ausgeführt, da Werkzeuge oft Mangelware waren. Bergeinschnitt e wurden vielfach nur mit Hammer und Meissel ausgeschlagen.
Keinenfalls eine Entschuldigung – doch ist die Behandlung von Kriegsgefangenen durch die Kaiserlich Japanische Armee auch im Zusammenhang mit der uralten Samurai-Tradition und der daraus resultierenden Militärkultur zu sehen. Jegliche Form von Gefangennahme galt als eine Schande. Gefangene waren ehr- und rechtlos. Japan unterzeichnete daher auch nie die Haager Landkriegsordnung oder die Genfer Konvention zur Behandlung von Kriegsgefangenen.
Heute endet die einst mal durchgehende Eisenbahnlinie in Nam Tok und hat nur noch touristische Bedeutung. Die im Krieg so wichtige Nachschub-Verbindung wurde teilweise durch Bomben zerstört und 1945 stillgelegt dann anschliessend zurückgebaut. Erst seit 1958 kann das kurze Teilstück als Touristen-Attraktion wieder genutzt werden. Der Höhepunkt ist dabei der Wang-Po-Viadukt, eine Holzbrücke zwischen steilen Felswänden und dem Fluss Kwae Noi. Nur im Schritttempo kriecht die Bahn über diese fragile Konstruktion.
Anschliessend fuhr der Zug zurück nach Kanchanaburi – zur berühmten River Kwai Bridge. 2003 waren wir von diesem “Denkmal” enttäuscht – hatten wir doch das Bild der Holzbrücke aus dem Film im Kopf – unwissend, dass neben der heutigen Brücke wenige 100 Meter entfernt tatsächlich auch die Bambuskonstruktion existierte. Beide Bauten wurden von den Alliierten zerstört.
Nach einer kurzen Floss-Fahrt auf dem River Kwai (die Fahrt 2003 war wesentlich schöner und interessanter r!!) dem anschliessenden Besuch im JEATH- War - Museum und dem größten Kriegsfriedhof der Alliierten – es sind dort mehr wie 90.000 Opfer aller Nationen begraben, die beim Bau der Death Railway beteiligt waren und ihr Leben dabei verloren – sollte es weiter gehen…… ..
…….. sollte!! Ein etwa 10 Minuten vor uns abgefahrener Güterzug entgleiste und demolierte dabei auch die Geleise. Es ist wie verhext mit unseren Zugsreisen. Schon 2003 mussten wir wegen der SARS unsere Fahrt Singapur-Bangkok umbuchen. Dann entgleiste 2009 auf der Fahrt zu den Victoria-Fällen unser ROVOS-RAIL in Simbabwe und wir blieben 15 Std liegen und jetzt hängen wir zwischen Kanchanaburi und Wang Pho !!!
Aber sehen wir das Ganze positiv: Zu Essen und Trinken hatten wir genug an Bord. Und die insgesamt 3 Fahrten nach Wang Pho machten ja irgendwie auch Spass. Wir liessen uns auf jedenfall die gute Laune nicht verderben. Dazu kamen wir zu einer ausserplanmässigen Besichtigung der Khmer Tempel-und Stadt-Anlage MUANG SINGH. Die "Löwenstadt" ist ein Juwel aus dem 13./14. Jahrhundert. Gebaut wurde der Tempel von Jayavarman VII. (1181 - um 1218), dem letzten grossen König in der Geschichte Angkors. Die rechteckige Befestigungsanlage in einer Flussschleife des Kleinen Kwai sicherte die westliche Grenze des damaligen Khmer-Reiches. Die Stadtmauer mit Wassergraben umfasst ein Gelände von rund 100 Hektar. Alle Kunstbauten sind aus Laterit. Die mit riesigen Steinen gepflasterten Wege führen durch hohe Eingangstore zum zentralen Prang, in dem vermutlich der Bodhisattwa Avalokitesvara aus dem Mahayana-Buddhismus stand. Die Anlage ist - wie es in der hinduistischen Mythologie beschrieben wird - eine perfekte Nachbildung des Universums. Die Wassergräben symbolisieren das Urmeer, Galerien die Gebirgsketten und die Türme den Sitz der Götter.
Dann gab es eine weitere Fahrt nach Wang Pho. Dieses Mal konnten wir Bilder des Viaduktes bei gutem Tageslicht schiessen.
Endlich, nach langem Warten gab es während des köstlichen Lunches eine Durchsage der Zugsmanagerin (wie wir in der Zwischenzeit heraus fanden, kommt sie aus unserem Wohnort Dübendorf. Wie klein doch die Welt ist !!). Der Bahnhofvorsteher hob seine Flaggen und der Zug setzte sich mit einem Ruck langsam in Bewegung – das Ganze mit 27 stündiger Verspätung.
Nur wenige Minuten später reduzierte unser E&O die Fahrt. Vorsichtig ging es über das reparierte Gleis-Trasse, vorbei am entgleisten Güterzug.
Nach passierter Unfallstrecke nahm unser Zug wiederum Fahrt auf und zügig ging es Richtung Hua Hin. Die eher hügelige bis bergige Landschaft entlang des River Kwai, wird nun flacher und geht in eine Ebene über. Geeignet für Landwirtschaft. Auf der offenen Aussichtplattform liessen wir uns den Fahrtwind durch die Haare wehen und genossen die abwechslungsreichen Eindrücke im Nachmittagslicht.
Gegen 17.00 Uhr fuhren wir in Hua Hin ein. 10 Min Aufenthalt. Einmal eine andere Ansicht auf „unseren“ Bahnhof, auf „unseren“ Bahnübergang, den wir fast täglich benutzen.
Weiter südlich änderte sich die Gegend, wurde ärmlicher. Wir durchfuhren den muslimischen Teil Thailands. Überall sind noch Folgen grosser Überschwemmungen die der Monsun fast jährlich mit sich bringt zu sehen. Es ist das Armenhaus des ohnehin nicht reichen Thailands. Dabei taucht bei mir persönlich aber die Frage auf : Warum ist Armut meist mit Dreck und Unordnung verbunden? Es gibt aber auch gute Beispiele die anderes zeigen.
Auf der Fahrt gegen die malaiische Grenze – vorbei an manchen „Eisenbahn-Friedhöfen – fallen mir die unzähligen „Wälder“ mit Bäumen in Reih und Glied und alle mit Büchsen am Stamm versehen auf. Hier wird Kautschuk gewonnen. Thailand ist einer der grössten Kautschuk-Produzenten der Welt.
Dann die malaiische Grenze. Eine Stunde benötigten unsere Stuarts für die Zoll-Formalitäten. Während der Zeit bewachte uns ein „bis auf die Zähne“ bewaffneter Grenzsoldat. Er liess sich aber gerne fotografieren, stellte sich sogar in Position.
Auf der weiteren Fahrt fällt eine grosse Bautätigkeit auf. An Bahn- und Strassen-Infrastruktur wird emsig gearbeitet. Selbst das Gleisprovisorium auf dem unser Zug fährt ist neu.
Seit Beginn der 1990er-Jahre erfolgt in Malaysia eine rasante industrielle Entwicklung, die das Land in die Reihe der aufstrebenden Schwellenländer aufrücken liess . Es ist reich an Bodenschätzen und Rohstoffen wie Zinn, Erdöl, Kautschuk und Palmöl. Automobilhersteller Perodua und Proton sowie der Ölmulti Petronas sind hier beheimatet. Neu ist die Entwicklung der Computerchip-Herstellung – global agierende Firmen investieren Millionen. Malaysia war es Teil des British Empire. Während des Zweiten Weltkrieges wurde es durch Japan besetzt, die die kostbaren Rohstoffe für ihre Kriegsmaschinerie dringend benötigte. Unabhängig wurde das Land 1963. Malaysia eine konstitutionelle, parlamentarisch-demokratische Monarchie, eine der wenigen Wahlmonarchien der Welt. .
Durch eben dieses Land fährt nun unser Zug in Richtung Kuala Lumpur.
Noch sind es vom Grenzübertritt bis zu unserem Ziel einige Stunden Fahrt. Der geplante Ausflug nach Georgetown/Penang wurde infolge der Verspätung gestrichen – schade, wir hatten uns darauf gefreut.
Inzwischen merkten wir auch die Klimaveränderung. Hier ist Regenzeit. Der Himmel voller dicken Wolken, immer wieder ein paar kurze aber heftige Regengüsse.
Ein letztes, herrliches Dinner, einen letzten vergnüglichen Abend im Salonwagen mit malaiischen Tanzdarbietungen, Karaoke und Show-Einlagen des Pianisten.
Sogar für ein paar Stunden Schlaf reichte es noch, bevor wir gegen 03.30 Uhr in Bahnhof von Kuala Lumpur einfuhren. Trotz massiver Verspätung stand unser Taxi bereit und brachte uns zu unserem Hotel. Inzwischen 04.00 Uhr geworden, klappte das Einchecken und der Zimmerbezug. So reichte es auch hier noch für ein Auge voll Schlaf.
Durch die eintägige Zugsverspätung reduzierte sich unser Aufenthalt in Kuala Lumpur auf ebenfalls nur noch einen Tag. Die Sightseeing-Tour, der vorgesehene Besuch der Batu Caves, Tour am Abend – alles konzentriert auf einen Tag. Aber es war machbar.
Als erstes und ganz in der Nähe unseres Hotels, standen die berühmten „Petronas-Towers“ an. Von 1998 bis im Jahr 2004 galten die Türme mit der markanten Brücke als die höchsten Gebäude der Welt. Die Türme sind eine Komposition aus Stahl, Aluminium, Beton und Glas. In 172 Metern Höhe, zwischen dem 41. und 42. Stock, sind beide Türme mit einer Stahlbrücke der sogenannten Skybridge miteinander verbunden. In so großer Höhe ist es die weltweit erste begehbare Verbindung zwischen 2 Gebäuden. Die Brücke ist 58,4 Meter lang und wiegt rund 750 Tonnen.. Um durch die leichten Schwingbewegungen der beiden Türme nicht beschädigt zu werden, lagert die begehbare Querverstrebung auf riesigen Kugellagern. In den Türmen selbst eröffnet sich ein spektakuläres Einkaufsparadies.
Kuala Lumpur hat aber noch eine ganze Reihe weiterer imposanter Skylines zu bieten. Ebenso einige gepflegte Parkanlagen.
In der grössten zinnverarbeitenden Fabrik der Welt – in Malaysia ist alles immer „grösstes der Welt“ und die Malaysier sind sehr stolz darauf - werden Becher, Kannen, Skulpturen und vieles mehr produziert . Vor dem Eingang steht selbstverständlich auch der weltgrösste Bierkrug.
Auch besuchten wir eine Batik-Malerei. Wir sahen, wie geschickte Künstlerinnen freihändig die Stoffe bemalten.
Etwa 13 km ausserhalb Kuala Lumpur befinden sich die Batu-Höhlen in einem Kalkstein Hügel. Über eine Treppe mit 272 Stufen gelangt man in eine ganze Reihe von Höhlen. Sie beherbergen verschiedenste Tempel. Die Höhle ist eine der populärsten hinduistischen Schreine außerhalb Indiens , gewidmet der Gottheit Muruganpur, dem zweiten Sohn Shivas. Dessen goldfarbene Statue am Fusse der Treppe ist 42,7 m hoch und ist damit die weltgrösste Statue dieser Gottheit.
Am Abend stand eine Fahrt durch das nächtliche Kuala Lumpur auf dem Programm – verbunden mit einem Nachtessen. Um 18.00 Uhr wurden wir vom Fahrer zu dieser privaten Tour im Hotel abgeholt. Als Erstes besuchten wir den Sri Mahamariamman Tempel. Er ist der älteste und reichste Hindu -Tempel in Kuala Lumpur . Das beeindruckende Tor zum Tempel ist der imposante Gopuram (Turm), das höchste Bauwerk im Tempel. Der 22,9 m hohe pyramidenförmige Turm zeigt Darstellungen von Hindu-Göttern. Im Tempel selbst befindet sich einer der wichtigsten Gebetssäle, geschmückt mit einer reich verzierten Decke und kunstvoll gestalteten Wänden.
Eine ganze Stunde verbrachten wir in der quirrligen “China-Town”. Ess-Buden, Verkaufsstände aller Art prägen den Charakter dieses Stadtteiles. Aber auch die Geschäftstüchtigkeit der Standhändler. Zu völlig überrissenen Preisen bieten sie schlecht verarbeitete “echte” Vuiton-Taschen, Rolex- oder Hublot-Uhren an. Man kann die Preise zwar bis 70 % runter handeln – jedoch Ramsch bleibt trotzdem Ramsch.
Der Abschluss unserer gedrängten Besichtigungstour war den ein Nachtessen mit “Folklore”-Tanzeinlagen. Alles recht auf Touristen getrimmt. Ein Buffet mit malaiischen Speisen jedoch europäschen Geschmackes, die Tänze zu heimischer Musik aber mit westlichen Pop-Elementen aufgemotzt.
Dafür gab es aber zum Abschluss noch ein paar Nachtaufnahmen. Ob diese gelangen entscheidet der Leser.
Freitag, 28. Januar - nach 1 Stunde Taxifahrt zum Flughafen flogen wir zurück nach Bangkok. Eine erlebnisreiche Tour ging zu Ende. Was können wir über Kuala Lumpur nach einem Tag zusammenfassend sagen? Während der Stadtrundfahrt sahen wir einige schöne Parkanlagen, moderne, leichtwirkende Skylines. Auf uns machte alles den Eindruck einer sauberen, ansprechenden Weltmetropole. Im Vergleich zu den Städten in Thailand wesentlich gepflegter. Aber trotzdem freuen wir uns auf die noch verbleibende 1 ½ Monate in „unserem“ HUA HIN.